위대한 어머니의 귀환 - 헤르만 헤세의 『데미안』에 그려진 모권적 세계 = Rückkehr der Großen Mutter - Die matriarchale Welt in Demian von Hermann Hesse

다국어 초록 (Multilingual Abstract)

Mit seiner Matriarchatslehre stellte der Basler Jurist und Mythologe Johann Jakob Bachofen eine nachhaltig einflussreiche These für die europäische Geistesgeschichte auf, zunächst von den Zeitgenossen verachtet, aber die ideologischen und kulturellen Umwälzungen der Jahrhundertwende vorwegnehmend. Sein auf umfangreichen Forschungen zu antiken Mythen und Artefakten basierendes Argument, dass der Weltgeschichte die “Große Mutter” zugrunde liegt und sich männliche und weibliche Herrschaftssysteme historisch abgewechselt haben, stellte die tradierten Vorstellungen der westlichen Gesellschaft über das Verhältnis von Mann und Frau auf den Kopf und wirkte sich dauernd auf verschiedene Bereiche wie Sozialismus, Tiefenpsychologie und Feminismus, aber auch auf die Literatur und alternative Bewegungen aus. Insbesondere um die Jahrhundertwende und nach dem Ersten Weltkrieg ließen sich Kulturschaffende, die nach alternativen Werten und reformatorischen Lebensformen suchten, von Bachofens Matriarchatstheorie inspirieren und brachten in ihren Werken ihre Träume von einer neuen Welt zum Ausdruck, die das veraltete Europa ersetzen sollte. Auch Hesses Demian kann als ein von der Matriarchatstheorie beeinflusstes Werk interpretiert werden.
Der bedeutendste Einfluss Bachofens, der in Demian zu finden ist, dürfte die Idee einer matriarchalischen Gesellschaft sein, die durch die Hauptfigur, Frau Eva, und die sie umgebende Gemeinschaft deutlich wird. Auch die Helfer und anderen symbolischen Elemente, denen der Protagonist Sinclair begegnet, als er die dichotome und starre Welt des Vaters verlässt und schließlich in der harmonischen und gleichberechtigten Welt der Mutter ankommt, zeigen Bachofens Einfluss. Für die Zeitgenossen, die nach der Tragödie des Ersten Weltkriegs verzweifelt waren, erzählt Hesses Demian nicht nur über persönliches Wachstum und Selbstfindung, sondern präsentiert auch anhand des Bildes der Großen Mutter die Notwendigkeit und Möglichkeit einer Welterneuerung.