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밀란 쿤데라의 장르론적 인간학·인간학적 장르론-소설 『삶은 다른 곳에』를 중심으로 = Kunderas gattungstheoretische Anthropologie·anthropoloigsche Gattungstheorie-Im Bezug auf seinen Roman Das Leben ist anderswo
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2017
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175-197(23쪽)
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Milan Kundera definiert den Roman als eine große Prosaform, in der der Autor uber fiktive Figuren und Situationen existentielle Themen erforscht. Zu diesen zentralen Themen gehort fur ihn der Begriff des Lyrischen. Kunderas Auffassung des Lyrischen geht auf Hegels Asthetik zuruck. Nach Hegel kennzeichnet sich die Lyrik durch das “empfindende Gemut”, das “bei sich als Innerlichkeit stehen bleibt und sich deshalb auch das Sichaussprechen des Subjekts zur einzigen Form und zum letzten Ziel nehmen kann”. Kundera interpretiert diese subjektivistische Lyrik-Auffassung anthropologisch um. Der Begriff des Lyrischen uberschreitet fur ihn den gattungspoetischen Bereich. Er reprasentieret eine mogliche Einstellung des Menschen zu sich selbst, zur Welt und zu den anderen. In dieser Arbeit handelt es sich um eine eingehende Analyse der gattungstheoretischen Anthropologie und der anthropologischen Gattungstheorie im Kunderas Roman Das Lebens ist anderswo, dessen ursprungliche Titel “Das lyrische Alter” lautete. In diesem Roman wird das Leben des fiktiven Poeten Jaromils erzahlt. Das Leben ist anderswo ist aber kein Kunstlerroman im herkommlichen Sinne. Die Hauptfigur des Romans wird nicht als ein einzigartiges Individuum dargestellt sondern zum Muster des Lyrismus im allgemeinen herausgestellt. Die lyrische Haltung ist bei Kundera die Haltung subjektiven Erlebens eines isolierten Individuums und dessen Selbstaußerung im Medium der Imagination. Sie ist charakterisierend fur die Jugend als Ubergangszeit von der Kindheit zur Welt der Erwachsenen. Der Held des Romans Jaromil lebt in seiner Kindheit mit seiner Mutter in einem harmonisch-symbiotischen Universum, wo es noch keine Entzweiung von Ich und Welt, Seele und Korper gibt. Aus dieser sicheren Umfriedung vertrieben, ist er in seiner Jugend mit der fremden Welt konfrontiert. Der jugendliche Jaromil wunscht sich einerseits sehnlichst, in diese Welt einzutreten, aber andererseits hat er große Angst vor der Fremdheit und der Relativitat der erwachsenen Welt. Weil er nicht in das harmonische Universum der Kindheit zuruckgehen kann, erschafft er sich eine Ersatzwelt, die aus Fantasien, Doppelganger und Gedichten besteht. Literarisch wird Jaromil in den Sog der avantgardistischen Moderne hineingezogen. Er kritisiert schließlich auch den Surrealismus, dem er bis dahin treu geblieben ist, und negiert die Kunst selbst fur die Revolution. Als Lyriker im Stil des sozialistischen Realismus wiedergeboren, wahnt er, dass er endlich die Ersatzwelt verlassen hatte und am wirklichen Leben angekommen ware. Am Ende opfert er sogar seine Freundin auf dem Altar der Revolution; er zeigt sie wegen angeblicher illegaler Tatigkeit an. Im Ruckblick des Erzahlers wird diese euphorische Zeit der Revolution als Jahre der politischen Prozesse, der Verfolgung und der Justizmorde entlarvt. In seiner “lyrischen Verblendung” hat Jaromil das Verbrechen des terroristischen Systems nicht wahrgenommen und statt dessen mit seinen Gedichten zu dessen Verschonerung beigetragen. Im Roman Das Leben ist anderswo macht uns Kundera mit seiner literarischen Reflexion uber das Lyrische als anthropologische Kategorie auf dessen verheerende Gefahr aufmerksam. Aber Kunderas anthropologische Auffassung des Lyrischen als Subjektivierung der Welt fuhrt zugleich zur Einengung der Lyrik-Verstandnisse : Von seinem Standpunkt aus wurden nicht nur Brechts Gedichte, die dem Gegenstand Objektivitat belaßt, statt ihn zu verinnerlichen, aus dem Bereich der Lyrik ausgeschlossen, sondern auch Heines ironische Gedichte, in denen Subjektivitat und Objektgebundenheit zum Ausgleich gelangen.
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