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독일 기록극에 나타난 사회 역사의식 : 피스카토르의 극작술과 호흐후트 , 킵하르트 , 바이스의 작품을 중심으로 Untersuchungen zu der Dramaturgie von E. Piscator und dem Drama von R. Hochhuth , H. Kipphardt , P. Weiss = Das sozialgeschichtliche BewuBtsein im deutschen Dokumentartheater
저자
김희열 (제주대)
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학술지명
권호사항
발행연도
1994
작성언어
Korean
KDC
850
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학술저널
수록면
232-280(49쪽)
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Heutzutage ist es schwierig, die modernen Theaterstuoke im Aspekt einer bestimmten Gattung zu untersuchen und zu analysieren. Trotzdem ko¨nnte es aber mo¨glich sein, Erwin Piscators Dramaturgie, Rolf Hochhuths er Stellvertreter$quot;,
Heinar Kipphardts ,,In der Sache J. Robert Oppenheimer$quot; und Peter Weiss' rmittlung` im Rahmen der Gattung des Dokumentartheaters zu betrachten.
In sozialgeschichtlicher Perspektive entsteht die dramatische Dokumentarliteratur der sechziger Jahre aus dem Spannungsverha¨ltnis zwischen dem Abschluß der o¨konomischen Aufbauphase und dem wachsenden Bewußtsein Abschluß von ungelo¨sten Widerspru¨chen in der deutschen Gesellschaft. Hinzu kommen die Zweifel an der Legitimita¨t und Wirksamkeit fiktionaler Literatur. Das Interesse politisch sensibilisierter jungerer Autoren konzentriert sich auf die verdra¨ngte, aber vielfa¨ltig in die Gegenwart hineinwirkende faschistische Vergangenheit, spa¨ter auf allgemeine Kapitalismus- und Imperialismuskritik. Die Dokumentarstu¨cke der sechziger Jahre tragen wesentlich zur literarischen und geistigen Bewa¨ltigung der nationalsozialistischen Vergangenheit bei, die so lange vernachla¨ssigt worden war.
Das Wort ,,Dokumentartheatef` meint in strengem Sinne jene Stu¨cke, die in einer bestimmten Absicht zusammengestellte Dokumente als Textgrundlage benutzen. Die objektive Distant, die das Bu¨hnendokument von dem Quellenmaterial trennt, erlaubt eine kritische Analyse der Bedeutung des Stoffes. Das heißt, nicht die passive Aufnahme und Reproduktion vergangener Geschehnisse, sondern ihre kritische Neubeurteilung aus der Gegenwartsperspektive ist beabsichtigt.
Das wichtigste struktuelle Merkmal des Dokumentartheaters ist die Montage, bei der Partikel der Wirklichkeit durch ihre Auswahl und ihre Zusammensetzung im Kunstwerk neue Bedeutungen und neue Funktionen erhalten. Nur durch die Montagetechnik ko¨nnen einzelne faktische Elemente ihre Authentizita¨t bewahren und gleichzeitig u¨ber den Stoff hinaus auf gro¨ßere Themen verweisen. Wenn das Su¨ck durch die Authentizita¨t und Belegbarkeit des Beweismaterials u¨berzeugen soll, mu¨ssen wissenschaftliche Methoden bei der Bearbeitung des Stoffes angewendet werden. Zu diesem Punkt sagte H. Kipphardt, da ein heutiger Autor bei der Behandlung großer Stoffe wissenschaftliche Vorarbeit leisten mu¨sse. Auch von Piscator wurde dieses wissenschaftliche Prinzip schon in den 20er Jahren anerkannt.
Die unmittelbare Rekonstruktion historischer, faktischer Vorga¨nge auf der Bu¨hne ist schwierig, da Daten aus vielen verschiedenen Quellen gesammelt, geordnet und bewertet werden mu¨ssen. Außerdem muß der Autor des Dokumentartheaters eine f¨ur die Bu¨hne geeignete Darstellungsform entwickeln. Also behaupteten einige Kritiker, auch das Dokumentarstu¨ck sei nur eine raffinierte Imitation der Realita¨t, die Tatsachen dazu verwende, die Illusion glaubwurdiger zu machen.
Piscator hob Hochhuths ,,Der Stellvertreter$quot;, Kipphardts ,,In der Sache J. Robert Oppenheimer$quot; und Weiss' ,,Ermittlung$quot; nach seiner Ru¨ckkehr aus der Emigration in der von ihm geleiteten ,,Freie Volksbu¨hn$quot; zum Teil selbst aus der Taufe, schufen doch die von ihm zwischen 1925 und 1928 durchgefu¨hrten dramaturgischen Experimente erst die eigentliche Basis f¨ur diese Stu¨cke. Mit semen Auffu¨hrungen der ersten Dokumentarstucke an der Freien Volksbu¨hne hat Piscator entscheidend dazu beigetragen, daß das politische Zeitstu¨ck in den 60er Jahren einen neuen Aufschwung erlebte.
Rolf Hochhuths ,,Der Stellvertreter$quot; ist ein Geschichtsdrama im Schillerschen Sinne. Er selbst verwahrt sich mehrfach gegen die Kategorisierung seines Werkes als dokumentarisches Theater und nennt es vielmehr ein historisches Drama. Obwohl Hochhuth selber seine Skepsis Dokumenten gegenu¨ber nicht verbirgt, war die Authenzita¨t des dokumentarischen Stoffes ohne Zweifel ein entscheidender Faktor in der Rezeption und Beurteilung des Stuckes. Im tellvertreter$quot; wird die Anklage erhoben, daß der Vatikan u¨ber die Verfolgung und Ermordnung von Juden wa¨hrend des Dritten Reiches infomvert gewesen sei, daß Papst Pius XII. durch einen o¨ffentlichen Protest ju¨dische L,eben ha¨tte retten ko¨nnen, aber daß er aus politischen Gru¨nden sich geweigert habe, einen solchen Protest zu a¨ußern. Bei seiner Darstellung historischer Ereignisse legt Hochhuth den Schwerpunkt auf die Gewissenskonflikte einzelner Figuren und die Folgen ihrer moralischen Entscheidungen. Der sensationelle und schockierende Aspekt von Hochhuths Darstellung des Papstes war, daß Papst Pius XII. als Realpolitiker entlarvt wird, dessen Entscheidungen mehr von finanziellen und politischen U¨berlegungen bestimmt werden als von religio¨sen oder moralischen Prinzipien. Ihm stehen die Vertreter des moralischen Prinzips, Riccardo und Gerstein gegenu¨ber, die kompromißlos das christliche Ideal verteidigen wollen. Im letzten fu¨nften Akt fact Riccardo den Entschluß, nach Auschwitz zu gehen, um dort im freiwilligen Martyrium als wahrer Stellvemeter Christi die Moralita¨t der Kirche gegenu¨ber alien Menschen zu legitimieren. Sein Opfer hat keinerlei Einfluß auf den Gang der Geschichte. Dennoch ist es ganz deutlich, daa Riccardos Ende nicht im nihilistischen Sinne gedeutet werden dart. Er erfu¨llt nur seine menschliche Pflicht. Der Papst hatte sich seiner Verantwortung entzogen. So mußte Riccardo auch sein Stellvertreter werden.
Das Stuck ist gestaltet als geschlossenes Drama in der Tradition der klassischidealistischen Dramaturgie, die das in sittlicher Freiheit und Verantwortlichkeit sich selbst bestimmende Individuum zum Ausgangspunkt und Ziel hat. Eine Schwa¨che des Stu¨cks liegt darin, daß der dokumentarische Inhalt der dramatischen Handlung weitgehend a¨ußerlich bleiben muß. Er kann als ,,episch$quot;in die geschlossene Form nicht integriert werden. Daher wurden die widerspru¨chlichen Aspekte der dramatischen Bearbeitung in Hochhuths Dokumentarstu¨cken ha¨ufig kontrovers diskutiert.
.,In der Sache J. Robert Oppenheimer$quot; von Heinar Kipphardt wird das Dilemma der modemen Naturwissenschaftler zwischen Loyalita¨t gegenu¨ber dem eigenen Staat und der Menschheit thematisiert. Die Hauptquelle f¨ur Kipphardts Oppenheimer-Stuck war das 3000 Seiten lange Protokoll des Untersuchungsverfahrens gegen den Wissenschaftler, das von der Atomenergiekommission der USA im Mai 1954 vero¨ffentlicht wurde. Das Verho¨r sollte gewisse Beschuldigungen gegen Oppenheimer untersuchen und feststellen, ob ihm die Sicherheitsgarantie femerhin erteilt werden ko¨nne. Es ist ein Beispiel fair die zunehmende Verstrickung des Naturwissenschaftlers in die milita¨rischen und o¨konomischen Angelegenheiten des Staates. Kipphardts Rekonstruktion des Verho¨rs bietet auch Einsichten in die autoritare, nationalistische Stimmung und die antikommunistische Hysterie der McCarthy-A¨ra. Ein Vergleich zwischen Drama und Protokoll zeigt, daß zahlreiche Auszuge aus den Dokumenten entweder wortlich oder dem Sinne nach im Stuck widergegeben wurden. Kipphardt richtet die Aufmerksamkeit auf die herrschenden politischen Zusta¨nde, die die ideologische Debatte u¨ber die Pflichten und die Verantwortung des Naturwissenschaftlers verscha¨rfen.
,,In der Sache J. Robert Oppenheime$quot; vereint die Oppenheimer-Figur zwei Problemkreise: erstens das Verhaltnis zwischen Naturwissenschaftler und Staat, zweitens seine Verantwortung der Menschheit gegenu¨ber. Oppenheimers Dilemma besteht darin, daß infolge wissenschaftlicher Forschungsergebnisse Regierungen in die Lage versetzt sind, eine Weltkatastrophe herbeifu¨hren zu ko¨nnen. Am Ende wird Oppenheimer von einem Gefu¨hl der Resignation und der Ohnmacht erfu¨llt. Seine Scheinlo¨sung, sich der reinen Forschung zu widmen, la¨ßt sich leicht als Selbstta¨uschung durchschauen. Das zeigt, daß die Autonomie der Naturwissenschaftler stark eingeschra¨nkt ist, auch daß das Dilemma nicht allein von ihnen gelo¨st werden kann. In diesem Punkt erha¨lt der Zuschauer keine einfachen Antworten, sondern schwierige, ungelo¨ste Fragen. Dies Stuck ist eines der wenigen Dokumentarstu¨cke der 60er Jahre, die in der letzten Zeit wieder aufgefu¨hrt worden Bind. Wegen des Stoffes und dessen dramatischer Bearbeitung bleibt die Thematik des Stu¨ckes auf Probleme der 80er Jahre beziehbar.
Schließlich wird das Thema des neuen Wirklichkeitsbewußtseins in der ,,Ermittlung$quot; von Peter Weiss betrachtet. Weiss benutzte als Quellenmaterial sowohl seine eigenen Beobachtungen des Frankfurter Prozesses als auch Presseartikel, besonders die Berichte von Bernd Naumann in der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung``. Die Themen Rassismus und Antisemitismus spielen keine wichtige Rolle im Stuck und auch die Psychologie der Angeklagten wird nicht beru¨cksichtigt. Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das im Lager herrschende System und im weiteren Sinne auf das politische und o¨konomische System, das Auschwitz ermo¨glichte. Im Gegensatz zu den Angeklagten funktionieren die Zeugen im Stu¨ck nur als anonyme Vertreter, deren Beitrage aus den Aussagen von mehr als 300 Zeugen im wirklichen Prozeß stammen. Zeugen 3 bis 9 repra¨sentieren die Opfer, wogegen Zeugen 1 und 2 die Mitla¨ufer verko¨rpern, die verschiedene Aufgaben innerhalb und außerhalb des Lagers erfu¨llten und zum reibungslosen Funktionieren des Systems beitrugen. Die Angeklagten werden nicht als Unmenschen geschildert, sondern als durchsc hnittliche Bu¨rger, die ihre Verbrecher begehen konnten, weil in ihrem gesellschaftlichen System eine solche Handlungsweise normal geworden war. Da Auschwitz nicht auf einen naturwuchsigen Antisemitismus oder auf einmalige historische Umsta¨nde zuru¨ckgefu¨hrt wird, sondern auf soziale und politische Strukturen, wird es auch zum wiederholbaren Pha¨nomen, das als latente Mo¨glichkeit bis in die Gegenwart weiter besteht Der sozialkritische Aspekt dieser Interpretation wird brisant, wenn die gegenwartige Gesellschaft der Bundesrepublik wenigstens implizit als eine dargestellt wird, in der faschistische Denkweisen u¨berleben und in der die nach Auschwitz erforderlichen Bewußtseinsvera¨nderungen nicht stattgefunden ha¨tten.
Die Problematik und Begrenztheit des Dokumentartheaters besteht in folgendem: Erstens werden bei der wissenschaftlichen Vorarbeit Wertungen vorgenommen, indem der Autor gewisse Tatsachen beru¨cksichtigt und undere als unbedeutend zuruckweist. Zweitens kann Authenzita¨t der Dokumente nicht unbedingt mit Wahrheit gleichgesetzt werden. Das heißt, die literatische Wahrheit, die der Autor vermitteln will, ist verschieden von der Tatsache. Drittens gibt es eine große Distant zwischen der inhaltlichen Form und der a¨sthetischen Wirkung. Viertens ha¨ngt von den eigenen Vorurteilen des Rezipienten und seiner sozialen und wirtschaftlichen Situation ab, ob der Rezipient eine bestimmte Darstellung der Fakten ftir water und objektiv ha¨lt. Aus diesen Gru¨nden zeigen die spa¨tere Werke der Autoren des dokumentarischen Theaters deutlich die Ru¨ckkehr zur fiktionalen Literatur.
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